Von Chaiten ins Zentrum der Welt und zurück

Nachdem ein beschauliches Wochenende in der warmen Jugendherberge rum war, der strömende Regen sich in normalen Regen wandelte, der Wind nur noch 30km/h blies und sogar die Sonne, die blöde Kuh, zeitweise ihre Pflicht tat, entschied ich mich, weiterzufahren. Früh sollte es losgehhen, ganz früh: dieses Mal wirklich dachte ich mir so.

Der frühe Vogel würde auch lieber pennen ...

Als dann 12h mittags die letzte Fahrradtasche angebracht und der Kaffee getrunken war, startete ich schließlich das sehr frühe Losfahren... Der Tag begann vielversprechend: eine ebene, asphaltierte Carretera Austral empfing mich, kein Auto weit und breit und wie immer herrliche Berge und zwar links und rechts statt vor mir! Eigentlich zu viel des Guten.

Ins Zentrum der Welt radeln ...

Ich radelte tatsächlich 22km in einer Stunde, konnte das gar nicht glauben. In El Amarillo, welches laut eigener Aussage das Zentrum der Welt ist, stellte ich mir dann die Gretchenfrage: Schwung nutzen, Kilometer machen und vorwärts kommen oder mich schön in die nahegelegene Terme mit natürlich warmen Wasser hauen? Die Option Terme gewann. Eine solche Entscheidung im Zentrum der Welt zu treffen ist zudem wunderschön.

Radikaler Materialschaden!

Laut meiner Karte der Touristeninformation aus Puerto Montt sollte ich die nächste links abbiegen, was ich auch tat. Ich radelte einen gemütlichen Weg über schönen Vulkansand, den Gletscher vor mir immer im Blick und genoss das Sonntagsfahrgefühl. So radelte ich ca. 30min, nur Termen waren weit und breit nicht in Sicht, dabei sollten es nur 5km bis dahin sein. Egal, dachte ich mir, läuft so gerade als es passierte: meine rechte Pedale ist gebrochen! Kurz nach dem Zentrum der Welt, wo es zwar keine Radläden dafür aber 2 Häuser und eine Bushaltestelle gab.

In Hamburg ist mir das im Juli auch schon passiert, an der Hafenstrasse unten. Das war schon Mist, aber in Hamburg finde ich ja alle paar Meter einen Radladen. Die Situation in chilenischen Wäldern, kurz hinterm Zentrum der Welt, ist da wahrlich eine andere... Eine ziemlich miese kann man da ruhig sagen!

Fragen über Fragen !?!?

Als mir dann noch das mir entgegenwandernde holländische Pärchen verkündete, dass die Termen eine Kreuzung später (die nicht in meiner Touri-Officekarte eingezeichnet war) sind, war der Leckarsch perfekt. Zum Trost sagten sie mir, dass es oben am Vulkan schön sei, 40min bräuchte man zu Fuss dorthin: die zweite Gretchenfrage also: hoch zum Vulkan oder zurück nach Chaiten in der Hoffnung, das Radl zu reparieren?


Da ich die erste Gretchenfrage richtig beantwortete und den Pedalbruch nur 30km statt 80km vom nächsten Ort hatte, entschied ich mich, erstmal zum Vulkan zu schieben und die ganze Reparatur morgen zu machen. Was für ein Blödsinn!


Es ging nich sanft hoch, ich habe ca. 2h mein Radl einen steilen weg hochwuchten müssen! Ich dachte, ich geh ein: die zweite Gretchenfrage schien ich definitiv falsch beantwortet zu haben...

Naja, ich kam an und wurde mit schönster Natur belohnt. Mein Eigenheim baute ich unter einer Hütte eines leeren Capingplatzes auf, ich hatte nen Topblick auf den Vulkan, den ich wieder nicht hochklettern kann. Es scheint mir nicht vergönnt zu sein, an einem qualmenden Vulkan zu stehen.

 

Egal, ein französisches Pärchen tauchte noch auf, so das auch ein kleines Schwätzchen möglich war.
Morgen gehts dann wieder ganz früh los, zurück nach Chaiten um das Radl klarzumachen. Versprochen! 

Der Folgetag

Update: Ich habe neue Pedalen! Am Tag darauf ging es vom Zentrum in den Arsch der Welt, und da war er dann der Fahrradladen! Mitten im Nichts, direkt neben der Strasse, war so eine Art Garage. Die hatten alles. Ich habe vergessen, ein Foto zu machen. Auf jeden Fall lachte mich der Besitzer erstmal aus. Es gab ein Käffchen und weiter ging es. Yeah! Eine Route kann ich diesmal nicht in Form der google maps hinterlegen, da es den Weg, den ich nahm, nicht gibt (zumindest nicht bei google)...