Pampa, Steppe, Gegenwind: Von El Chalten Richtung Torres del Paine
Die Berglatscherei vom Fitz Roy lag mir am Donnerstag, den 12. Januar, noch merklich in den Knochen, und es fiel mir schwer, die nun folgende Tour tatsächlich zu starten. Die nächsten Tage ging es schliesslich in die Pampa. Eigentlich war es nicht die Pampa, sondern eine Steppe. Die Pampa ist wohl grüner. Keine Ahnung. Jedenfalls war dies der Teil der Tour, vor dem ich den meisten Respekt hatte. Wie bereits geschrieben, waren grundlegende Frage auch bei Abfahrt noch nicht geklärt: Haargel leer, wohin mit dem Wasser und wie das Eigenheim aufbauen...
Ballern und dann leiden!
Nachdem ich mich in den leeren Supermärkten El Chaltens für 5-6 Tage mit Essen versorgte und dafür ein Vermögen ausgab (3-4 mal teurer als in Kaltland) ging es also los. Sehr vielversprechend für den Anfang. Von El Chalten ging es von West nach Ost und das bedeutet: Rückenwind. Die ersten 90km legte ich, inklusive Pausen, in 3h zurück. Das war echt ein Spass! Dann stand ich wirklich im Nichts und musste rechts abbiegen, was zur Folge hatte, dass der Wind nun von der Seite kam und während der letzten 25km auch noch drehte, so dass ich ihn schön frontal hatte. Für diese 25km brauchte ich ebenfalls 3h, nur mal um die Dimensionen klarzumachen.
Wind in die Fresse, Kette links
Die sich anschliessenden Tage waren nicht anders: kalter, ja sehr kalter, Gegen- und Seitenwind auf grösstenteils asphaltierter Strasse immerhin. Zu sehen gab es nichts. Einmal stürzte ich, da mich der Wind auf einer Schotterstrasse einfach mal so umwarf.
Die Schlafsituation hatte ich übrigens ganz praktisch gelöst: leer stehende Häuser, die periodisch auftauchten wurden zum Schlafen genutzt. Auf der letzten Etappe konnte ich sogar beim Strassenbauamt mit integrierter Polizeistation nächtigen. Es gab zum Glück nur einen Polizisten, wäre es eine Wache voll mit Cops gewesen, hätte ich die Hilfe nicht in Anspruch genommen.
Auf dem Weg zum Ende der Welt
Unterwegs traf ich, wie immer, auch verschiedene Radreisende, die mir schon mal über den Weg fuhren. Vor allem am letzten Tag war das sehr praktisch, da wir uns im Windschatten Richtung Chile vorarbeiteten. Eine unglaubliche Energieersparniss.
So kamen wir schliesslich am 16.1. in Cerro Castillo, dem chilenisch/argentinischen Grenzort an: dem Beginn der "Route des Endes der Welt". Das steht tatsächlich auf den Verkehrsschildern. Man hätte sie aber, entschuldigt die Worte, ruhig "Route am Arsch der Welt" nennen können...
Im Prinzip rundet das die Tour schön ab, war ich doch am Anfang bereits im Zentrum der Welt, wo meine Pedale brach. Nun denn, in Cerro Castillo wurde wieder ein Haus in Beschlag genommen. Ein richtig grosses sogar, mit Wasser und Strom! Also ging es da rein! Nach ca. 360km Pampa bzw. Steppe legte ich in Cerro Castillo einen Pausentag in meinem besetzten Haus ein. Das Wetter war sowieso zu krass zum Weiterfahren.