Vier Jahreszeiten in einer Woche! Die Carretera Austral ist geschafft!

Eine harte Woche mit vielen Hochs und Tiefs liegt hintermir. Nachdem ich am 30.12.16 die Anderen in Puerto Bertrand traf, wir einen gemütlichen Abend verbrachten, brachen wir am Silvestermorgen auf Richtung Cochrane. Natürlich im Dauerregen.

 

Dieser legte sich zum Glück, so dass Andriano aus Venedig und Noel aus Argentinien sowie meiner Einer die ca. 50km nach Cochrane ziemlich zügig gefahren sind. Wunderschön. Es gab sogar einen Wolf zu sehen.

Schnelldurchgang des Reiseberichtes

Den Rest der Woche beschreibe ich mal im Schnelldurchgang, denn das Internet ist so langsam wie die Nacht hier. 
Wir sind am frühen Nachmittag in Cochrane angekommen und fanden gleich einen super Zeltplatz, wo es sich bereits ein Dutzend Radlerinnen und Radler gemütlich machten. So wurde dann auch ordentlich gefeiert, wenn auch mit sehr gemischten Gefühlen meinerseits.

Am Folgetag dann das Übliche eines Pausentages: Rad pflegen, waschen, ausruhen. Die Familie, die den Platz betrieb (im Grunde war es dern Garten) grillte noch ein Lamm, und wir durften mitessen. Das war wirklich lecker.

230km bis zum Ende der Carretera Austral

Gut gestärkt sollte es also am 2. Januar weitergehen. Ca. 230km lagen noch vor mir nach Villa O´Higgins, wo die Carretera Austral endet. Während die Anderen in kleinen Gruppen im Dauerregen aufbrachen, tat ich, was ich am Besten kann: liegenbleiben. Herrlich. Gegen 12h dachte ich mir, dass ich ja zum Rumfahren hier bin und nahm dieses dann auch auf mich, schliesslich kam die Sonne! Mein Zelt war also trocken, ich hatte gut gefrühstückt und ich fand die Bestätigung: der frühe Vogel fängt nicht den Wurm sondern Regen, Wind und Kälte.

Otto! Otto kam! Den brauchte ich nun nicht auch noch ...

Wie immer war es landschaftlich sehr schön, das brauche ich eigentlich gar nicht mehr zu erwähnen. Was ich alles sah, weiss ich nicht, da ich keine Reiseführer gelesen habe. Auf jeden Fall sah ich alles, was auf dem Weg lag, das ist ja logisch. Nach anfänglicher Sonne, mehreren Begleitungen durch Pepe dem Gegenwind, Robert dem Schotter sowie meiner geliebten Bodenwelle Katjuscha und ihrer hunderten Freundinnen holte ich die anderen nach ca. 65km ein: im Dauerregen. Ein Plätzchen zum Zelten wurde gesucht und plötzlich kamm eine Frau, die uns Lamm brachte. Es war ein lecker Abendessen, was ich während der Woche aber noch bereuen sollte. Neben ständig wechselndem Wetter und allen 4 Jahreszeiten, Pepe, Robert und Katjuscha kam nämlich auch Otto. Der flotte Otto! Den brauchte ich nun nicht auch noch. Aber was solls. Zeugs reingepfiffen, Dehydrierungskrams getrunken, Zähne zusammengebissen und weiter ging es. Richtung Villa O´Higgins. 

Eine Fähre war zu nehmen. Um diese zu erreichen, überquerten wir einen Pass, der in eine lange Abfahrt mündete. Oben ordentlich durchgeschwitzt ging es also abwärts. Und just in diesem Moment begann der stärkste Regen und Wind dieser Reise. In Puerto Yungay, dem Start der Fähre trafen wir uns alle wieder. Nass, durchgefrohren und fertig. Zum Glück gab es dort ein Wartehäuschen. Was aber erwartete uns auf der Gegenseite? Ein Wartehäuschen? Nichts? Schnee? Sumpf? Ein Pass? Eine seltsame Spannung lag in der Luft.

Häuser sind zum Wohnen da!

Unsere Angst bestätigte sich nicht. Angekommen am anderen Ufer, in Rio Bravo, gab es ein Wartehäuschen. Dieses besetzten wir kurzerhand und waren fest entschlossen, es zu verteidigen, sollte irgendjemand auf die Idee kommen, dieses nach Abfahrt der Fähre abschliessen zu wollen. Dem war aber nicht so, das Ding ist immer auf und wird offensichtlich täglich von Radlerinnen und Radlern in der gleichen Situation genutzt. Ich sag ja immer, richtig so: Häuser sind zum Wohnen da!


Wahnsinn, wie schnell 8 Leute einen Raum in eine Sauna verwandeln können. Ein Luftgemisch aus Essensduft, Wasserdampf und Körperschweiss füllte den Raum. Egal, es war warm! Wir hatten endlich trockene Kleidung und waren zufrieden. Lediglich ich schlief nicht, sondern beschäftigte mich mit Otto, dem Trottel.

Condore sind nicht nur auf Lufthansa Fliegern

Der Tag danach, das komplette Gegenteil:trocken, anfangs bewölkt und dann Sonne, geschätzte 10 Grad und somit Hitze! Alle fuhren los, ich blieb liegen. Es ging nicht. Gegen 12 saagte ich mir: egal und ab gehts. Ich versuche es und fahre einfach rum. Eine richtige Entscheidung trotz 4 zu überquerender Pässe. Während des Fahrens kam dann auch etwas meine Energie zurück: die Natur, das Licht und die Farben erlaubten es einfach nicht, die letzten Kilometer der Carretera Austral per Autostop zurückzulegen. Als ich auf dem Gipfel des letzten Passes auch noch Condore sah (wie ist eigentlich der Plural von Condor?), war ich begeistert. Aus nächster Nähe! Fantastisch. Ungefähr so, einen Manta Rochen (??) unter Wasser zu sehen.

Danach ging es gerade weiter also beschloss ich, noch ein wenig rumzufahren. Schliesslich fand ich eine Hütte. In dieser war das Feuer bereits an. Maria und Luca, ein italienisches Pärchen aus dem Piemont oder so, das auch mit im Wartehäuschen schlief, war bereits eingezogen, schlief aber im Zelt. Somit verbrachte ich eine Nacht in meinem eigenen Haus, mit Feuer! Am Ende fuhr ich 70km mit dem flotten Otto, setzte meinen bereits mehrwöchigen Italienischkurs fort (vieler Italiener hier!) und schlief die Nacht durch. Otto hatte ich in der Kälte stehen lassen.

Carretera Austral: Check!

Nachdem der Text nun doch kein Schnelldurchgang wurde, sind wir beim letzten Tag: Donnerstag 5. Januar. 30km waren zu fahren bis Villa O´Higgins, und das war ein Katzensprung. Wir nisteten uns alle in einem sehr netten Hostel ein, ich nahm mir ein Einzelzimmer, brauchte meine Ruhe. Morgen gehts dann mit der Fähre nach Argentinien, wo wir dann die Anden teils wandernd, teils radelnd überqueren werden. 
Danach gibt es dann länger nichts von mir zu hören: Pampa, Perito Moreno, Torres del Paines  warten auf mich, dort gibt es definitiv kein Netz. Will ich auch nicht.


Jetzt ist erstmal Sauna angesagt: ja es gibt eine Sauna im Hostel, und da gehts rein.
Prost!


Update: Sauna war mir zu teuer

Die Strecke von Puerto Bertrand nach Villa O'Higgins