Coyhaique: Die Gefahr des Versackens und wackelnder Boeden

Es ist geschafft. Ich bin am heiligen Abend, der für mich ein Abend wie jeder andere und in der Regel der langweiligste der Welt ist, in Coyhaique angekommen. Ich glaubte gar nicht mehr dran, da ich vor 2 Tagen noch 200km weg von hier war und 200km in Chile nicht einfach mal so aus der Kalten gemacht werden koennen. Zumindest nicht mit dem Velo. Jedenfalls ging es von Villa Manihuales oder so nach Coyhaique.

Weihnachten! Ein heiliger unheiliger Abend!

Enrico aus Italien und sein Kumpel Noel aus Argentinien, hatten mir ein Platz in einer Schule in Coyhaique klargemacht. Zur Erinnerung: das sind die Kollegen, die ich in Futaleufu traf und in den letzten Tagen ueberholte, siehe letzter Artikel. Ich hatte also einen easy Tag zum Radeln: ich brauchte mir keine Gedanken zu machen, wo ich in einem Touristenort an dem mir nicht heiligen Abend eine Bleibe zu finden.
Angekommen, Bierchen zur Belohnung getrunken und festgestellt, dass der ganze Laden voll Radlerinnen und Radlern war. Diese bereiteten bereits den abendlichen Weihnachtsgrill vor. Alles fuer umme. Wir verbrachten einen genialen Abend, tauschten Radlererlebnisse aus, tranken Bierchen und freuten uns. Alles gut. Geschaenke gab es keine, brauchten wir aber auch nicht.

Lebe so, das Rechte/Nazis und Konservative Dich Scheiße finden

Ich fands geil, dass wie immer alle aus aller Welt vertreten waren: Mexico, Bulgarien, Neu Seeland, Italien, Belgien,nIsrael, Argentinien, Tschechien, Chile und eben ich, aus Schland. Alles gut, kein Stress, alle locker. Um politisch zu werden: Scheiss AfD. Schaut Euch das an, statt deutschen Sekundätugenden hinterherzurennen. Ein Dreck ist die AfD, ein Dreck. Die CDU auch, und die CSU sowieso. Das passt zwar nicht in solche eine selbstdarstellende Seite, muss aber gesagt werden.

Ein Leben auf wackligem Boden

Am Sonntag morgen gab es dann Kaffee, wie immer. Schoen loeslicher Nesskaffee in heissem Wasser. Ich wuerde alles fuer einen echten Espresso geben. Dieses schwarze Wasser lief dann auch noch aus! Die Tasse wackelte, der Tisch wackelte, und ich dachte es sei Wind. War aber nicht. Dann war uns klar, hier is grad ein Erdbeben (mehr hier). Ich fands erst cool, dann war ich unsicher. Was soll ich denn bei einem Erdbeben tun. Ist dies ein Vor- oder Nachbeben? Soll ich mich unter einen Tisch legen? Fragen ueber Fragen die in einem solchen Moment gar nicht so unwichtig sind. Als dann noch einer der Chilenen voellig aufgeloest die Leute aufforderte, achtsam zu sein, war mir klar, dass das Ganze kein Spass ist. Es war dann aber doch vorueber. Die Nachrichtenkanaele kannten nur dieses Thema, die Sirenen hier gingen aber es wurde nicht evakuiert. Ich bin ja 100km weg vom Meer, Tsunami kommt hier also nicht an.

Erst mal runterkommen

Danach gingen wir noch schoen wandern im nahegelegenen Nationalpark. Das war richtig gemütlich. Es gab Wald, Seen, Himmel und Erde. Praktisch das Gleiche wie in Europa. Nur eben in Chile.

Hier ist uebrigens extreme Versackungsgefahr: Skigebiet, Nationalpark, coole Leute usw. Aber ich fahre morgen weiter. Gen Sueden. Die Haelfte der Carretera Austral ist geschafft und damit ein Viertel der geplanten Strecke. Ich hab mich für Silvester wieder mit Noel aus Argentinien und Enrico aus Italien verabredet. Allerdings haben wir vergessen, wo. Aber das koennen wir ja auch noch nicht wissen. Ab morgen wird also wieder getreten. Die Zeltsaison ist dann auch wiedereroeffnet, bin jetzt in etwas trockeneren Regionen. Prost!

Die Tour der letzten Tage